Schach-Wellness auf höchstem Niveau

von Dr. Guntram Hilbenz, zuerst erschienen auf der Website des Deutschen Schachbundes am 31.03.2013

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Die besondere Schachreise. Im Februar war es wieder soweit: Die Sonnenalp Schachtage in Ofterschwang/Allgäu mit den GroßmeisternRobert Hübner, Jörg Hickl (links) und WFM Dijana Dengler (rechts) fanden zum dritten Mal ihr Publikum. Dieser Leckerbissen für Schachspieler aller Spielklassen, Anfänger aber auch Feinschmecker, vereinte eine kleine Gruppe von sieben Spielern und sechs Familienmitgliedern für fünf Tage. Veranstaltet wurde dieses exklusive Event vom 5*-Hotel Spa und Golf Resort Sonnenalp. Das familiengeführte Wellness- und Aktivhotel setzt seit Jahrzehnten auf persönliche Betreuung und individuelle Gastlichkeit, was wir während des Aufenthaltes überaus genossen haben.
 
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Mit Schachlegende Robert Hübner einmal eine Partie spielen oder im kleinen Kreis gegen ihn beim Blindschach oder Simultan antreten? GM Jörg Hickls Ausführungen zum Schachtraining lauschen? Das alles war während der Schachtage möglich. Training für Fortgeschrittene sowie ein Anfängerlehrgang mit Dijana Dengler für mitgereiste Partner und Kinder stand ebenso zur Auswahl. Neben dem Programm gab es viel Gelegenheit untereinander eine gepflegte Partie zu spielen, was weidlich genutzt wurde. Einige Herren konnten bis in die späte Nacht nicht vom Brett lassen. Auch die Großmeister beteiligten sich an diesen Partien. Robert Hübner spielte stundenlang mit unserem eifrigsten Teilnehmer, der eine DWZ von 1300 in den Ring warf. Der Spaßfaktor des Großmeisters stieg noch weiter an, als er mit einer Turmvorgabe immer noch gewann.

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Robert Hübner führte mit seinen Kommentaren zu den Partien manchen zur Erleuchtung bzw. zur Verzweiflung.

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Um einmal vom Schachbrett loszukommen, ging es, geführt von den Schachgruppenbetreuern der Sonnenalp, zur hoteleigenen Weltcuphütte. Mit der Gondel eroberten wir das Ofterschwanger Horn. Auf der Skipiste des Berges findet alljährlich der Ski Weltcup der Damen statt. Bei schönem Wetter bietet sich ein grandioser Ausblick. Starker Schneefall gewährte uns leider nur einen kurzen Blick auf das wunderschön gelegene Tal, was aber nach so viel Schach eine willkommene Abwechslung war. Frisch gestärkt ging es später wieder ins Tal zur nachmitttäglichen Schachrunde.

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Wie herrlich war es für die mitreisenden Partner, den Mann beim Schach und die Kinder im Kinderparadies abzugeben - Zeit für Wellness. Ob Massage oder eine Anwendung aus dem vielfältigen Beautyprogramm, einfach etwas Entspannung finden und den Aufenthalt genießen, das stand jetzt ganz oben auf der Liste.

Wer den Weg rechtzeitig aus dem beruhigenden Sandbad herausfand, was nicht allen gelang, hatte noch Zeit für eine Shoppingrunde in der Einkaufspassage des Hotels oder einen Sprung ins angenehm temperierte Schwimmbecken. Schon lockten die abendlichen Gaumenfreuden.

Beim gemeinsamen Abendessen fanden sich die Teilnehmer an zwei extra reservierten Tischen in immer neuen Konstellationen zum geselligen Teil zusammen. Allabendlich wurden wir vor dieselbe schwierige Aufgabe gestellt: Was wird heute gegessen und welcher Wein korrespondiert?

Bei der großen Auswahl half einem auch das strategische Denken nicht weiter, und kurzzeitig stieg der Stresspegel. Kamen die ersten Teller an die Tische ging es auch schon los: ach, dass hätte ich doch auch nehmen können. Einige gingen dazu über, mehrere der kleinen Gänge zu bestellen, um auf der sicheren Seite bei der Speisenwahl zu sein. Wo ist es schon möglich, sich aus den Gerichten der drei 6-Gang-Menüs noch eine eigene Variante zusammen zustellen. Es gab zum Beispiel Cocktail von chilenischen Shrimps an Kalbsbries und Nüsslisalat, Jakobsmuscheln, Duo von Edelfischen auf Safran-Kerbelreis mit Mangold und Champagnersauce sowie Kirschragout mit Topfen. Wer bei dieser Auswahl nicht fündig wurde, nutzte die zusätzliche Option des Ganges ans Buffet. Jeder Tag hatte sein eigenes Buffetmotto: Argentinischer Abend (viel Gutes vom Rind) oder die spanischen Spezialitäten (Ibérico-Schwein und Paella). Erstaunlich war es, was dann noch an Desserts aus dem reichhaltigen Angebot vom sehr freundlichen Personal herangetragen wurde. Da kam ein Schnäpschen wie gerufen.

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Die Abende klangen anschließend, je nach Geschmack, mit einem Schachspiel (bis weit nach Mitternacht) oder dem Barbesuch aus. Hier gab es die ein oder andere nette Unterhaltung in der Gruppe oder mit interessanten Hotelgästen. Trotz des Abendprogrammes schafften es einige unserer Mitstreiter tatsächlich morgens um 7.00 Uhr ins Fitnessstudio. Ein guter Schachspieler vergisst die körperliche Fitness eben nicht. Beim üppigen Frühstück rief das vorbildliche Verhalten wirkliche Bewunderung hervor.

Den Abschlussabend und die letzten gemeinsamen Stunden genoss die Gruppe bei einem kühlen Drink in gemütlichen Sesseln und Sofas mit Blick auf die hell erleuchtete, tief verschneite Umgebung des Hotels. Wir empfanden fast so etwas wie weihnachtliche Stimmung und konnten kaum fassen, dass die Reise schon wieder vorbei sein sollte. Robert Hübner unterhielt die letzten Aufrechten noch bis in die Nacht mit Anekdoten aus seinem schachlichen Leben.

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Es war wunderschön und für 2014 freuen wir uns auf die Neuauflage dieser Genussreise. Wir sind jetzt schon gespannt, was GM Robert Hübner alles zu seine Begegnungen mit Kortschnoi ausplaudern wird. Für die Nicht-Schachspieler heißt es dann wieder: Wellness pur, Anfängerschach, Kinderparadies, Shoppen oder Skifahren. Es wird schön, wieder Teil dieser kleinen Gruppe zu sein und die angenehme Atmosphäre des wunderbaren Hotels mit all seinen Erholungsmöglichkeiten genießen zu können.

Dr. Guntram Hilbenz
Teilnehmer