Schach in der Präsidenten-Suite
Schach unter der Sonne
Nach langen kalten Winterwochen reisten 18 Schachspieler (15 Deutsche, 1 Bewohner der Schweiz, 1 Österreicher und 1 Wiener!) in die Türkei. Das sonnige Ziel war das Renaissance- Hotel, ca. 50 KM von Antalya entfernt. Hier wurden wir von der Sonne empfangen, als wir am ersten Morgen aufgestanden waren! Natürlich begannen wir gleich um 10.30 Uhr mit dem Schachtraining. Jörg Hickl „begeisterte“ uns in den zwei Wochen mit Prophylaxe, mit schlechten und guten Läufern, mit Endspielen, mit viel Planfindung unter Mithilfe von Botwinnik und Capablanca.
Die Leistung der „alten“ Spieler wurde fachmännisch kommentiert: „Eigentlich taugen die alten Partiebeispiele durch das schwache Spiel nicht, aber ein Spieler hatte einen Plan und konnte ihn fast ungehindert durchsetzen!“ Und zur Planfindung wollte Jörg Hickl uns zwingen. Danach gab es halt wieder Prophylaxe!
Nach 2 Tagen wurde das Training in die Präsidenten-Suite verlegt. Im fünften Stock genossen wir eine Ost- und eine Westterrasse. Für die Größe einer Terrasse hätten wir die Anzahl der Schachspieler leicht verdoppeln können. Wenn die Sonne den Horizont erreichte, gingen wir zum Mittagsblitz. Unsere Schachtruppe war noch aus dem letzten Jahr bekannt. Wir Schachspieler hatten damals dem Golfkrieg getrotzt und waren „die letzten Touristen“. So kannte man uns! Wir nutzten unsere Einkaufsmacht, handelten den Preis für den Orangensaft und Essen herunter.
Auch an der Marina in Kemer halbierten wir die Bierpreise. Dank an Wolfgang und Uwe!
Es gab aber auch sehr strebsame Schachspieler. Sie lösten jede Studie mit Begeisterung und spielten die vielen kleinen Trainingsturniere mit. Hier erzielte man die größten Lernerfolge.
Einer war nicht nur schachlich strebsam, sondern beherrschte auch noch seine Zimmernummer auf türkisch.
Zwei Simultanveranstaltungen mit Jörg Hickl rundeten das Training ab. Besonders lehrreich ist immer die Besprechung am nächsten Tag. Jörg überraschte uns immer wieder mit Stellungen aus unseren eigenen Partien!!! Hier wundert sich fast jeder über sein Spiel. Man hatte es doch anders gelernt und eigentlich auch verstanden!!! Wieso spielte man dann trotzdem anders?? Diese Frage wurde auch auf dieser Schachreise wieder nicht geklärt!!!
Nur Thomas Hellmann spielte in der ersten Simultanpartie anders und erreichte ein Remis gegen den Großmeister.
Auf der Rückreise waren wir am Flughafen Antalya zu arm für Burger King! Cola + Pommes für 9 Euro wollte sich keiner leisten.
Und jetzt heißt es leider schon wieder: Nach der Schachreise ist vor der nächsten Schachreise!!! Die nächste Schachreise ist immer die Schwerste!!!
Olympia und Mallorca are calling!!!
Frank Jarchov, Rochade Europa 05/2004