Schachbücher

Schachbücher und das leidige Thema Eröffnungstheorie

Am Studium der Fachliteratur führt kein Weg vorbei, doch welches ist das richtige Buch für meine Spielstärke?

Pro Tag werden im deutschsprachigen Raum 400 Bücher publiziert mit stark steigender Tendenz. Auch der Schachmarkt bleibt von dieser Entwicklung nicht verschont. Dominierten bis spät in die 80er Jahre hinein wenige Werke von oftmals zweifelhafter Qualität  den Markt, trifft man heutzutage auf ein nahezu unüberschaubares Sortiment. Das Niveau hat sich erfreulicherweise deutlich erhöht, doch die Fülle des Angebots erschwert die Auswahl..Zu jeder noch so unbedeutenden Variante scheint es eine Abhandlung zu geben!

Gefühlte 90 Prozent sind Publikationen zur Eröffnungstheorie. Dies steht in krassem Gegensatz zu meiner Ansicht, dass eröffnungstheoretisches Studium für die Gesamtperformance des Vereinsspielers eine untergeordnete Bedeutung hat und 10 Prozent der Arbeitszeit dauerhaft nicht überschreiten sollte! Was hilft es, etwas auswendig zu lernen ohne die Hintergründe zu verstehen? Wie hoch ist der Anteil der in der Eröffnung entschiedener Partien? Selbst wenn es mal nicht so gut läuft, gibt es doch fast immer eine zweite und dritte Chance! Die Medien werden durch Prominenz bestimmt. Und in der Tat ist in der Weltspitze, den Top 20, die in unterschiedlichen Turnieren immer wieder aufeinandertrifft, der Stellenwert der Eröffnung ein ganz anderer. Varianten beginnen unter Umständen erst im 20. Zug und Sweshnikow wird mit Weiß und Schwarz bis zum Exzess gespielt. Dahinter steht jedoch ein Team von Sekundanten und monatelange Arbeit.

schachbuchbannerDoch das Schach der Vereinsspieler ist anders! Bei einem Rückblick auf meine letzten 20 Partien komme selbst ich nur zu einem Theorieanteil von durchschnittlich fünf bis sechs Zügen bevor schachliches Neuland betreten wurde und der Eloschnitt der Gegner lag durchaus im Bereich von 2500.

Wer das Schach versteht kommt in der Eröffnung klar, wer die Eröffnung auswendig gelernt hat, kommt nicht zwingend mit dem Schach zurecht.

Das klingt alles so einfach, doch verstehe ich auch die Unsicherheit, die mit empfundener unzulänglicher Vorbereitung einhergeht. Meine Empfehlung lautet deshalb: Legen Sie sich ein enges positionelles Eröffnungsspektrum zu und wechseln Sie danach unter keinen Umständen, auch wenn die Ergebnisse anfangs nicht befriedigend sind! Das Problem liegt zumeist beim Anwender und nicht in der Eröffnung. Die Spezialisierung auf Nebenvarianten hat zusätzlich den großen Vorteil, keinen Trends und theoretischen Entwicklungen folgen zu müssen. Der Nachbearbeitungsaufwand bleibt auf Jahre hinaus überschaubar.

Zurück zur Bücherauswahl: Zunächst muss dem Lernenden klar werden, dass Schachbücher nicht mit einem Roman vergleichbar sind. Sie müssen verstanden und nicht nur gelesen werden. Letztendlich sollte das Erlernte auch abrufbar sein, wenn eine entsprechende Stellung in einer wichtigen Partie entsteht, und das kann unter Umständen erst Jahre später der Fall sein.

Gehen wir von einem Zeitaufwand von vielleicht 100 Stunden für ein Buch aus, reduziert man gerne freiwillig die Anzahl auf eine Handvoll. Neben Repertoirebüchern zur Eröffnungstheorie bieten sich noch Titel zu den Gebieten Taktik und Strategie an. Endspieltheorie kommt dann für die deutlich Fortgeschrittenen in Betracht. Eine genaue Empfehlung ist jedoch schwierig, da dabei auf das Spielstärkeniveau des Lernenden eingegangen werden muss. Eine individuelle Beratung durch einen erfahrenen Spieler/Trainer wäre sehr hilfreich.

Taktik ist der wichtigste Bereich des Schachs, da hier der Mensch besonders anfällig ist. Allerdings ist es auch das Gebiet auf dem der Vereinsspieler selbstständig und ohne großen finanziellen Aufwand erhebliche Fortschritte erzielen kann. Die permanente, intensive Auseinandersetzung mit einem Taktikbuch reicht dafür zunächst aus. Auf dem Markt gibt es viele Publikationen ähnlicher Machart mit z. B. 1000 Diagrammen/Aufgaben. Der Autor spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Fragen Sie Ihren Schachbuchhändler. (z. B. Schach Niggemann)

Allgemeines Schachverständnis stellt hohe Anforderungen an Planfindung, den Umgang mit Strukturen, Wertigkeit von Figuren, Bedeutung von Feldern etc.. Empfehlenswert ist hier Aaron Nimzowitschs Klassiker „Mein System“ - auch über 80 Jahre nach Erscheinen noch Pflichtlektüre für jeden Spieler zwischen 1300 - 1800 DWZ.

Ein Liste mit Buchempfehlungen findet man auf der Website SCHACHWELT.